Unsere Sommer werden heißer und trockener. Bedingungen, mit denen viele Gartenpflanzen nicht mehr klarkommen. Aber welche Pflanzen sollten wir stattdessen in unsere Gärten holen?
Kalifornischer Baummohn und Indianerbanane – zwei Gehölze, bei denen schon ihr Name verrät: Bei uns in Deutschland sind sie eher nicht heimisch. Und trotzdem könnten sie helfen, unsere Gärten in Zeiten der Erderwärmung klimafest zu machen, sagt Norbert Griebl, Autor des Buches “Gärtnern im Klimawandel”. “Wir werden bei uns zunehmend Arten aus wärmeren Erdteilen kultivieren”, schreibt er. Sein Credo: Kiwi statt Hortensie, Kaki statt Rittersporn!
Viele Gartenfreunde kommen bei solchen Aussagen ins Grübeln. Schließlich gilt für naturnahe Gärten doch häufig das Motto: Einheimische Pflanzen vor! So heißt es zum Beispiel bei der Naturschutzorganisation WWF: “Exotische Pflanzen mögen ein Hingucker sein, sie tragen jedoch wenig bis nichts zur Nachhaltigkeit im Ökosystem Garten bei.”
Pragmatisch statt dogmatisch
Was also sollten Menschen tun, die ihren Garten an den Klimawandel anpassen möchten und dennoch auf eine möglichst naturnahe Gestaltung Wert legen?
Autor Griebl sieht das pragmatisch. “In manchen Fällen schafft man das auch mit einheimischen Pflanzen”, sagt er gegenüber dem SWR. Auch er bevorzuge das generell, “auch weil ich denke, dass unsere Insekten mit den heimischen Pflanzen bestens zurechtkommen”. Andererseits hält er es “nicht für einen Beinbruch”, wenn einige nicht-einheimische Pflanzen in den Garten einziehen. “Falter und Insekten lernen schnell, damit umzugehen”, ist er überzeugt.
Pragmatisch statt dogmatisch denken längst auch andere Menschen, die professionell naturnahe Gärten gestalten oder dabei beraten. Wegen langer Hitze- und Trockenperioden stoße es eben mittlerweile an Grenzen, sich auf einheimische Arten zu konzentrieren, so die Landschaftsarchitektin Stella Friede kürzlich in der Sendung SWR1 Leute. “Weil die … es zum Teil einfach nicht mehr schaffen.” Und weiter sagt sie: “Die Naturgartenbewegung erweitert ihren Horizont”, und zwar auf Pflanzen aus dem Mittelmeer- oder dem südosteuropäischen Raum, an den wir uns klimatisch gerade anpassen würden.
Pflanzen aus dem Mittelmeerraum als Ergänzung
Genau diesen Raum hat auch Sabrina Essel im Blick. Sie ist Fachberaterin für naturnahe Freiflächengestaltung beim NABU Baden-Württemberg. Gegenüber dem SWR sagt sie: “Woher kämen denn Pflanzen zu uns, wenn sie sich im Zuge eines nicht-menschengemachten Klimawandels auf natürlichem Weg zu uns ausbreiten würden? Dann kämen sie eben aus den benachbarten Florengebieten zu uns, wie dem Mittelmeerraum oder Südosteuropa.” Pflanzen aus diesen Regionen könnten “das Blickfeld erweitern”, auch wenn man ansonsten auf heimische Arten setze.
Was aber heißt das nun für die Praxis im heimischen Garten? In ihrer Beratungstätigkeit verfolgt Essel eine einfache Faustregel: “Mindestens 70 Prozent der Bepflanzung sollte möglichst aus heimischen Arten bestehen, 30 Prozent können Ergänzungspflanzen aus anderen Regionen sein.”
Bei den einheimischen Arten verwendet sie zum Beispiel gerne den Natternkopf, die Ästige Graslilie oder verschiedene Glockenblumen. Als Ergänzungspflanzen aus dem südeuropäischen Raum greift sie beispielsweise auf den Wollziest oder den Muskatellersalbei zurück. Beide Arten kämen nicht nur mit dem Klima gut zurecht, sondern würden auch bei Wildbienen großen Anklang finden, sagt sie.
Der Gewöhnliche Natternkopf ist in Deutschland und ganz Europa weit verbreitet.
Problem exotischer Pflanzen: Ihr invasives Potential
Aber was ist nun mit Pflanzen wie dem Kalifornischen Baummohn, dessen natürliches Verbreitungsgebiet Kalifornien und Mexiko deutlich weiter entfernt von uns liegt als der Mittelmeerraum? Für Autor Griebl ist er eindeutig eine Gartenpflanze mit Zukunft bei uns. Und er sieht den Baummohn auch als durchaus nützlich für die Biodiversität, seine Blüten böten reichlich Nahrung für Insekten, schreibt er.
Für Sabrina Essel käme es dennoch nicht in Frage, den Kalifornischen Baummohn in den Garten zu holen. Pflanzen von anderen Kontinenten seien für eine naturnahe Gestaltung nicht zu empfehlen, sagt sie. Ein Grund: “Wir wissen zu wenig darüber, ob sie nicht ein gewisses negatives Ausbreitungspotential haben. Auch Pflanzen wie die Kanadische Goldrute oder das Drüsige Springkraut kamen einst als Gartenpflanzen zu uns. Dann haben sie sich ausgebreitet und machen heute als invasive Pflanzen große Probleme. Bei diversen beliebten Gartenpflanzen wie Sonnenhut, Schmetterlingsflieder und Kirschlorbeer sehen wir ähnliche Tendenzen.”
Diese Fähigkeit vieler Pflanzen, den Sprung über den Gartenzaun zu schaffen und sich unkontrolliert in der Natur zu verbreiten, markiert auch für Norbert Griebl eine Grenze. “Wenn ich heute schon weiß, dass die Pflanzen ein invasives Potential haben, dann würde ich sie nicht pflanzen.”
Die richtigen Pflanzen finden
Mit einheimischen Arten ist man da auf der sicheren Seite. Wer nun damit anfangen möchte, die passenden Pflanzen für seinen Garten zu finden: Sabrina Essel nutzt nach eigenen Angaben gerne das Online-Angebot naturadb.de. Dort lässt sich gezielt und kostenlos nach Pflanzen recherchieren, die auf den jeweiligen Gartenstandort abgestimmt sind.