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Stand: 04.06.2024 11:43 Uhr

Wenn das Wasser steigt, sind sie schnell zur Stelle – die Politiker in Gummistiefeln. Diese Auftritte sind erbärmlich – denn sie wären nicht nötig, wenn mehr für den Klima- und Hochwasserschutz getan würde.

Jetzt wird also wieder Gummistiefel-Politik gemacht. Politikerinnen und Politiker laufen in Gummistiefeln durch die Hochwassergebiete. So war es allein in diesem Jahr in Niedersachsen, im Saarland und jetzt in Bayern und Baden-Württemberg. Es gilt: Anteilnahme zu zeigen und Hilfe zu versprechen. Das ist gut und wichtig, aber trotzdem ist das Gummistiefel-Schaulaufen auch ausgesprochen erbärmlich.

Es geht hier nämlich auch um eine politische Paradedisziplin, die nicht nötig wäre, würden Politiker alles daransetzen, Hochwasserkatastrophen zu verhindern.

Klimaschutz wird kleingeschrieben

Doch von wegen: Klimaschutz wird kleingeschrieben, Hochwasserschutz vernachlässigt. CDU und CSU wahlwerben sogar mitten in der Hochwasserkatastrophe für den Verbrennermotor, während Markus Söder durch die Fluten watet. Das kann man sich nicht ausdenken.

Bundeskanzler Olaf Scholz steht im Regenoutfit im Hochwasser, während ein Expertenrat aufzeigt, dass Deutschland seine Klimaziele verfehlen wird. Ein Armutszeugnis für den selbsternannten Klimakanzler. Und genau das zeigt das Erbärmliche: Sie kommen erst, wenn etwas passiert. Wenn den Leuten das Wasser bis zum Hals steht. In Gummistiefeln von einer Katastrophe zur nächsten. Und in der Zwischenzeit passiert zu wenig.

Sollen sie also wegbleiben, die politischen Wassertreter? Sie selber sind sehr sicher der Meinung: Nein. Sie wissen schließlich, dass Gummistiefeleinsätze darüber entscheiden können, ob man Bundeskanzler bleiben darf oder erst gar nicht wird. Nachfragen kann man bei Gerhard Schröder, dem “Role Model” in dieser Disziplin. Oder bei Armin Laschet, der darüber sicher nicht mehr lachen kann.

Gummistiefelauftritte nutzen sich ab

Zum Lachen ist das alles sowieso nicht. Und klar: Die Betroffenen freuen sich auch über die Anteilnahme und die Rettungskräfte über Wertschätzung. Das ist natürlich wichtig. Nur nutzen sich diese Gummistiefelauftritte langsam ab. Sie verfehlen ihre Wirkung, wenn offensichtlich ist, dass ein konsequenter Klima- und damit Hochwasserschutz verschlampt wird.

Die Konsequenz daraus liegt auf der Hand. Deutschland muss nicht nur, wie der Rest der Welt, mehr für die Begrenzung des Klimawandels tun, indem alle Wirtschaftssektoren beschleunigt auf Klimaneutralität umgestellt werden. Es muss auch mehr in die Vorbeugung gegen Extremwetterereignisse investiert werden. Auf allen Ebenen – vom Bund über die Länder und Kommunen bis zu den Unternehmen und den Privatleuten.

Die aktuellen Unwetter unterstreichen noch einmal die Forderungen nach einer “Klima-Risiko-Taskforce” und einem “Unwetter-Umbau”, wie sie erst jüngst von einem Forschungsteam der TU Kaiserslautern aufgestellt wurden. Das heißt: Es müssen Starkregen-Risikokarten erstellt, wo nötig Wohnhäuser und öffentliche Gebäude um- sowie Kanalsysteme und Versickerungsflächen ausgebaut werden. Auch ein weiter verbessertes Frühwarnsystem vor Überflutungen ist wichtig.

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